Im Februar riefen Bine und Andrea in ihrer Rubrik
ShortStories dazu auf, alles über das Thema Freundschaft zu schreiben...und weil mein allerbester und liebster
Freund nun zwei lange Wochen im Urlaub war, hatte ich genug Zeit mir genau
darüber Gedanken zu machen...
Freunde
sind wie Laternen
-
sie machen den Weg nicht kürzer, aber heller.
Kennt ihr das? Ihr seht, hört, schmeckt oder riecht etwas
und sofort fühlt ihr euch in eine bestimmte Zeit eures Lebens zurück versetzt? So
geht es mir mit dieser Frühstücks-Schokolade, besser bekannt als "SZ-Schnitten." Sie erinnern
mich an Jessika, meine erste beste Freundin im Kindergarten.
Als ich fünf Jahre alt war, zog ich mit meinen Eltern um und
ich habe Jessika nie wieder gesehen.
Im neuen Kindergarten habe ich auch gleich eine Freundin
gefunden, Anja. Leider war sie ein Jahr jünger als ich und kam nicht mit
mir in die Schule.
Petra und Sabrina. Das waren meine Freundinnen in der ersten
Klasse. Diesmal ging nicht ich, sondern sie beide zogen weg und der Kontakt verlief
sich trotz erster Brieffreundschaftversuche im Sande.
Im Laufe meines Lebens habe ich viele Menschen kennen
gelernt und sie auch als portionierte
Freunde geschätzt und geachtet.
Behalten habe ich davon niemanden.
Ich erinnere mich noch sehr gut an Nicole. Sie war mir
während der Ausbildung eine sehr gute Freundin. Kurz vor unserem Examen sagte
sie zu mir: "Kaddie, du hast dich total verändert. Du bist voll die Arschlochsau geworden."
Und zum ersten Mal in meinem Leben fiel mir auf, dass ich
seit immer keine Freundschaften behalten habe. Wahrscheinlich wusste ich, dass
nichts auf Dauer sein kann und habe tatsächlich stets jeden dazu gebracht mich
zu hassen, wenn der Abschied nahte.
Doch da gibt es einen Menschen, den habe ich vor nunmehr dreißig
Jahren und mehr im Kühlschrank meiner Eltern getroffen. Nennen wir ihn
"Frau M.". Damals war er noch ein Freund meines Bruders und erst etwa
sieben Jahre später ,als ich eine Ehrenrunde drehen musste und in die Klasse
meines Bruders kam, der allerdings freiwillig ein Jahr zurück ging, ist unsere Freundschaft entstanden.
Frau M. ist mir ein Bruder, eine Schwester, ein Freund, eine
Freundin, ein Seelenverwandter. Meine Eltern haben ihn quasi adoptiert.
Es gibt eine Sache, die ihn von all meinen Freunden auf Zeit
unterscheidet...er wollte mich nie aus seinem Leben streichen und hat meine
Anwandlung manchmal zum Arschloch zu mutieren stets als eine meiner Macken
akzeptiert. Ich wüsste nicht, dass wir jemals wirklich Streit hatten...außer
einmal, da hatte ich noch eine andere Freundin, mit der er nicht klar kam. Wir
haben ein paar gefühlte Wochen - wahrscheinlich waren es zwei Tage - nicht
miteinander geredet...was völlig albern war, aber Teenager sind nun mal
seltsam.
Frau M. hat sein Leben, ich habe meins. Wir haben keine
gemeinsamen Freunde mehr - auch er zieht einen Schlussstrich, wenn er weiß,
einer muss gehen. Wir nehmen aneinander Teil, reden uns aber nicht gegenseitig
rein. Er ist derjenige, der sich immer bei mir melden muss, weil ich mir seinen
Dienstplan nicht merken kann. Und noch nie kam da ein Vorwurf oder ein Gezicke.
Wir sehen uns manchmal nur zwei Mal im Jahr, telefonieren auch nicht jede
Woche. Und trotzdem wissen wir über alles Bescheid...und ich meine wirklich
über ALLES! Wir sind ehrlich zueinander und ich wüsste nicht, ob wir überhaupt
mal ein böses Wort zueinander gesagt haben - außer den bösen Worten, die wir
uns als Spitznamen geben. Die schreibe ich aber nicht auf, vielleicht lesen
hier Kinder mit.
Ich habe noch mehr Kontakte und ein paar nenne ich meine
Freunde. Nicht dass hier der Eindruck entsteht, ich bin ein einsamer
Einzelgänger.
Bei meinen Kindern sehe ich jetzt wieder, wie sehr wir um Freundschaften kämpfen. Ich wünsche mir, sie finden auf dieser Welt einen Menschen, der ihnen so lieb und teuer ist, wie mir Frau M. .
Freundschaften werden manchmal überbewertet, Freundschaften können stressen. Es ist nicht wichtig, eintausendundzweimillionen Freunde zu haben. Wichtig ist, dass unter diesen vielen der eine, wahre und echte Freund ist.
Gehabt euch wohl!
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