Mittwoch, 11. Juni 2014

You've got a Friend


Im Februar riefen Bine und Andrea in ihrer Rubrik ShortStories dazu auf, alles über das Thema Freundschaft zu schreiben...und weil mein allerbester und liebster Freund nun zwei lange Wochen im Urlaub war, hatte ich genug Zeit mir genau darüber Gedanken zu machen...

Freunde sind wie Laternen
- sie machen den Weg nicht kürzer, aber heller.

Kennt ihr das? Ihr seht, hört, schmeckt oder riecht etwas und sofort fühlt ihr euch in eine bestimmte Zeit eures Lebens zurück versetzt? So geht es mir mit dieser Frühstücks-Schokolade, besser bekannt als "SZ-Schnitten." Sie erinnern mich an Jessika, meine erste beste Freundin im Kindergarten.
Als ich fünf Jahre alt war, zog ich mit meinen Eltern um und ich habe Jessika nie wieder gesehen.

Im neuen Kindergarten habe ich auch gleich eine Freundin gefunden, Anja. Leider war sie ein Jahr jünger als ich und kam nicht mit mir in die Schule.

Petra und Sabrina. Das waren meine Freundinnen in der ersten Klasse. Diesmal ging nicht ich, sondern sie beide zogen weg und der Kontakt verlief sich trotz erster Brieffreundschaftversuche im Sande.

Im Laufe meines Lebens habe ich viele Menschen kennen gelernt und sie auch als portionierte Freunde geschätzt und geachtet. Behalten habe ich davon niemanden.
Ich erinnere mich noch sehr gut an Nicole. Sie war mir während der Ausbildung eine sehr gute Freundin. Kurz vor unserem Examen sagte sie zu mir: "Kaddie, du hast dich total verändert. Du bist voll die Arschlochsau geworden."
Und zum ersten Mal in meinem Leben fiel mir auf, dass ich seit immer keine Freundschaften behalten habe. Wahrscheinlich wusste ich, dass nichts auf Dauer sein kann und habe tatsächlich stets jeden dazu gebracht mich zu hassen, wenn der Abschied nahte.

Doch da gibt es einen Menschen, den habe ich vor nunmehr dreißig Jahren und mehr im Kühlschrank meiner Eltern getroffen. Nennen wir ihn "Frau M.". Damals war er noch ein Freund meines Bruders und erst etwa sieben Jahre später ,als ich eine Ehrenrunde drehen musste und in die Klasse meines Bruders kam, der allerdings freiwillig ein Jahr zurück ging,  ist unsere Freundschaft entstanden.
Frau M. ist mir ein Bruder, eine Schwester, ein Freund, eine Freundin, ein Seelenverwandter. Meine Eltern haben ihn quasi adoptiert.

Es gibt eine Sache, die ihn von all meinen Freunden auf Zeit unterscheidet...er wollte mich nie aus seinem Leben streichen und hat meine Anwandlung manchmal zum Arschloch zu mutieren stets als eine meiner Macken akzeptiert. Ich wüsste nicht, dass wir jemals wirklich Streit hatten...außer einmal, da hatte ich noch eine andere Freundin, mit der er nicht klar kam. Wir haben ein paar gefühlte Wochen - wahrscheinlich waren es zwei Tage - nicht miteinander geredet...was völlig albern war, aber Teenager sind nun mal seltsam.
Frau M. hat sein Leben, ich habe meins. Wir haben keine gemeinsamen Freunde mehr - auch er zieht einen Schlussstrich, wenn er weiß, einer muss gehen. Wir nehmen aneinander Teil, reden uns aber nicht gegenseitig rein. Er ist derjenige, der sich immer bei mir melden muss, weil ich mir seinen Dienstplan nicht merken kann. Und noch nie kam da ein Vorwurf oder ein Gezicke. Wir sehen uns manchmal nur zwei Mal im Jahr, telefonieren auch nicht jede Woche. Und trotzdem wissen wir über alles Bescheid...und ich meine wirklich über ALLES! Wir sind ehrlich zueinander und ich wüsste nicht, ob wir überhaupt mal ein böses Wort zueinander gesagt haben - außer den bösen Worten, die wir uns als Spitznamen geben. Die schreibe ich aber nicht auf, vielleicht lesen hier Kinder mit.

Ich habe noch mehr Kontakte und ein paar nenne ich meine Freunde. Nicht dass hier der Eindruck entsteht, ich bin ein einsamer Einzelgänger.

Bei meinen Kindern sehe ich jetzt wieder, wie sehr wir um Freundschaften kämpfen. Ich wünsche mir, sie finden auf dieser Welt einen Menschen, der ihnen so lieb und teuer ist, wie mir Frau M. .  

Freundschaften werden manchmal überbewertet, Freundschaften können stressen. Es ist nicht wichtig, eintausendundzweimillionen Freunde zu haben. Wichtig ist, dass unter diesen vielen der eine, wahre und echte Freund ist. 

Gehabt euch wohl!



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